Monatstickets kostenlos

Mit neuen Maßnahmen will die spanische Regierung die aktuelle Krise bewältigen. Es wurde entschieden, dass zeitweise Monatstickets kostenlos sein werden.

SPANIEN / EUROPA PRESS. Pedro Sánchez kündigte letzte Woche in der Debatte über die Lage der Nation neue Anti-Krisen-Maßnahmen an. Dazu gehört die Erweiterung Rabatts von 50 % für einige öffentliche Verkehrsmittel, der vom Ministerrat am 25. Juni genehmigt wurde. Auch wenn nur für einen bestimmte Zeitraum, werden dadurch viele Monatstickets kostenlos sein.

Höchste Inflation seit 37 Jahren

Laut Regierungschef Pedro Sánchez ist die Inflation „die große Herausforderung, vor der Spanien momentan steht“. Das sagte er in der Rede, mit der er seine erste Grundsatzdebatte im Abgeordnetenhaus eröffnete. Tatsächlich steigen die Preise für verschiedene Produkte seit Monaten, wie beispielsweise Strom und Benzin. Der Verbraucherpreisindex (CPI) stieg im Juni um 10,2%. Das war so viel wie seit April 1985 nicht mehr, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Bilanz des Instituto Nacional de Estadística (INE) hervorgeht. Die Zahl, die viel größer als erwartet ist, überstieg sogar die der Vormonate Mai (8,7%) und April (8,3%).

Zur derzeitigen Krise kam hauptsächlich durch den Krieg Russlands in der Ukraine und der Wirtschaftsverschlechterung aufgrund der Pandemie, so Sanchez. So wurde diese Maßnahme beschlossen, um der Bevölkerung zu helfen, die aktuelle Situation zu bewältigen.

Damit werden vom 1. September bis 31. Dezember viele Monatstickets kostenlos sein. Dies betrifft die Strecken der öffentlichen Verkehrsmittel der Cercanías, Rodalies und mittelgroße Entfernung der Renfe. Wie es weiter hieß, bleiben Einzeltickets von der Regelung ausgeschlossen. Auch wirkt sich die Maßnahme nicht auf Fernzüge wie AVE, Alvia oder Avlo aus.

Parallel soll die Nutzung öffentlichen Verkehrsmittel gefördert und diejenigen angesprochen werden, die regelmäßig pendeln müssen, wie beispielsweise Berufstätige oder Studenten. Aus diesem Grund gilt dieser temporäre Bonus nur für 10er-Tickets, Monatstickets und 3-Monatstickets.

Spanien, Renfe, Monatstickets kostenlos
Nur reine Renfe-Tickets werden kostenlos sein (Foto: BarcelonAlemany.com)

Welche Tickets beinhaltet die Regelung?

Ausgeschlossen sind von der Maßnahme auch regionalen und kommunalen Verbindungen, die nicht von Renfe bedient werden. Dazu gehören zum Beispiel auch U-Bahn oder Busse.

Mit dieser Entscheidung wird der vom Ministerrat am 25. Juni genehmigten Bonus von 50 % verdoppelt.  den Bisher gibt es jedoch noch Unklarheit darüber, wie diese Maßnahme umgesetzt werden soll. Sanchez fügte hinzu, „dass die Regierung ebenfalls die Arbeit von zu Hause weitern fördern werde. „Wem es möglich, dem soll der Weg zur Arbeit gänzlich erspart werden!“

Kann man ohne Karte reisen?

Um von der Ermäßigung zu profitieren, ist es zwingend erforderlich, mit einem Ticket für die jeweilige Strecke zu reisen. Besitzt der Reisende eine solche Mehrfahrtenkarte nicht, bezahlt man die Einzelfahrkarte. Mit anderen Worten, es ist nicht gestattet, den Zug ohne eine Fahrkarte oder ein Abonnement zu betreten.

Im Fall von Zügen mittlerer Distanz sind die folgenden Abos kostenlos:

  • persönliche Bono 10 regional: bis 10 Fahrten (Hin u. zurück) innerhalb 45 Tagen
  • persönliche Tarjeta 10 sencilla: bis 10 Fahrten (Hin u. zurück) innerhalb 45 Tagen.
  • Tarjeta 10 libre: bis 10 Fahrten (Hin u. zurück) innerhalb 45 Tagen. (Nicht verfügbar in Katalonien)
  • Abono mensual regional: unbegrenzte Fahrten während eines Monats für die gleiche Strecke. Zu erwerben ab 20 Tagen vor und bis nach Beginn des jeweiligen Monats.
  • Tarjeta mensual sencilla: unbegrenzte Fahrten während eines Monats für die gleiche Strecke.
  • Tarjeta mensual 40 libre: unbegrenzte Fahrten während eines Monats, nicht in allen Regionen anwendbar

Der Verband für Mobilität und Stadtverkehr warnt in diesem Zusammenhang, dass sich die Verantwortlichen über die Auswirkungen im Klaren sein sollten. Bei solchen Angeboten, befürchtet man, ist eine totale Überlastung der öffentlichen Verkehrsmittel nicht auszuschließen. 

Ein Sprecher von Renfe versicherte aber, dass die Züge derzeit zu 80 % ausgelastet sind und man den absehbaren Anstieg der Nachfrage noch bewältigen kann. Renfe schätzt, dass es durch die Maßnahme zu 22,5 Millionen kostenlose Fahrten kommen wird.

Nachteil für Katalonien

Für die Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel in der nordostspanischen autonomen Gemeinschaft ist die Maßnahme hingegen nur begrenzt hilfreich. Wie von der spanischen Regierung erläutert, gilt der 100%-Bonus nur für exklusiven Renfe-Tickets. In Katalonien hingegen verwenden die meisten Fahrgäste Tickets, die die Nutzung aller Arten von Bus und Bahn der Region ermöglichen. Die Preise der meisten dieser Fahrkarten werden von der Generalitat oder den Stadtverwaltungen festgelegt wird. Diese integrierten Monatstickets sind, soweit bekannt, von der Maßnahme ausgenommen.

Nach Angaben der Verkehrsbetriebe der Metropolregion Barcelona AMB waren in den letzten Jahren 67 % der validierten Fahrten sogenannte Integral-Tickets. Die Generalitat hat bereits angekündigt, nur einen 50-prozentigen Preisnachlass zu übernehmen. Wie es weiter hieß, finden aber diesbezüglich derzeit Gespräche statt.

Rechnen kann sich lohnen

Als Beispiel der Fall einer Person, die beruflich täglich zwischen Granollers und Barcelona (3 Zonen) hin- und herpendelt. Jetzt kostet ein T-usual 75,60 Euro, um 30 Tage ohne Begrenzung zu reisen. Mit dem vor einigen Tagen angekündigten Rabatt würde es die Hälfte von 37,80 Euro betragen.

Ab September könnten man kostenlos eine exklusive Renfe-Monatskarte (nur gültig in Rodalies, also ohne Berechtigung zur Nutzung anderer Verkehrsmittel) erwerben. Allerdings müsste man für Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln außerhalb dieser Strecke eine weitere Fahrkarte bzw. Zeitkarte kaufen. Kauft man einen T-Causal (der alten T-10), sinkt der Preis von derzeit 11,35 Euro auf 5,68 Euro.

Die spanische Regierung hat die Kosten der Maßnahme auf etwa 250 Millionen Euro geschätzt und rechnet mit etwa 75 Millionen Fahrten.


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